Kuh auf Alp im Wallis

Medienmitteilung: Agrarinitiativen bedrohen die naturnahe Alpwirtschaft

Überraschende Auswirkungen der Agrarinitiativen: Gefährdung der naturnahen Alpwirtschaft

Als sehr naturnahe Produktionsweise scheint die Alpwirtschaft auf den ersten Blick wenig von der Trinkwasser- und Pestizidfrei- Initiative betroffen zu sein. In der Realität gefährden die Bestimmungen der Initiativen in Bezug auf das Futter und die Pflanzenschutzmittel die Berg- und Sömmerungsbetriebe massiv, weil sie sinnvolle Kreisläufe und die Zusammenarbeit zwischen den Betrieben verunmöglichen.

Wenn von der Trinkwasser-Initiative die Rede ist, wird hauptsächlich über Pflanzenschutzmittel gesprochen. Die Initiative täuscht darüber hinweg, dass für die Alp-und Berglandwirtschaft besonders auch die Einschränkungen in Bezug auf das Futter relevant sind.

Nicht durchdachte Vorgaben: Futter nur vom eigenen Betrieb

Die Trinkwasser-Initiative sieht vor, dass ein Betrieb nur betriebseigenes Futter verwenden darf. Diese Vorgabe verunmöglicht die Rücksichtnahme auf die Gesundheit der Tiere oder jährliche Schwankungen bei der Futterproduktion. Bei Schneewetter und starker Trockenheit kann es auch auf der Alp nötig sein, wenig zusätzliches Futter vom Tal zu füttern, um Mangelerscheinungen bei den Tieren zu vermeiden. Die Zufütterung ist für Alpbetriebe bereits streng reglementiert, wird täglich dokumentiert und von den Kontrollstellen überprüft.

Auch ausserhalb der Alpwirtschaft müssten wertvolle Nährstoffe unnötig verschwendet werden: z.B. könnten die Nebenprodukte aus der Mehlproduktion (Kleie etc.) nicht mehr als Tierfutter genutzt werden.

Zu wenig Tiere für die Sömmerung

Für eine funktionierende Alpwirtschaft braucht genügend Tiere, welche gealpt werden. Durch die Trinkwasserinitiative würde die Landwirtschaft so stark eingeschränkt werden, dass der Tierbestand in der Berglandwirtschaft massiv abnehmen würde. Dadurch würden auch weniger Tiere gesömmert. Dies führt zur Aufgabe von Alpen mit der Folge von Verbuschung, Abnahme der Biodiversität und allen Konsequenzen für Selbstversorgung, Landschaft und Tourismus.

Pestizidfrei-Initiative: Umsetzung im Ausland nicht möglich

An der Pestizidfrei -Initiative ist positiv zu bewerten, dass sie gleichlange Spiesse für die inländischen und importierten Lebensmittel fordert. Doch hier liegt auch der Haken: Diese Vorgaben wären einerseits nicht vereinbar mit dem internationalen Recht. Andererseits könnten sie nicht wirksam kontrolliert werden, wie auch die Erfahrungen mit importierten «zertifizierten» Produkten zeigen. Schlussendlich würde die Annahme der Initiative dazu führen, dass nur der Schweizer Landwirtschaft ein enormer Mehraufwand auferlegt würde, währenddem es für die importierten Lebensmittel keine solchen Vorgaben geben würde. Dies würde erneut zu einer Erhöhung der Importe und zu Nachteilen für die regionale Produktion führen.

Gute Ideen – gefährliche Auswirkungen

Obwohl die Alpwirtschaft eine der naturnahesten und traditionellsten Produktionsform ist, ist davon auszugehen, dass ein grosser Teil der Alpen die Bewirtschaftung bei Annahme der Trinkwasser- und Pestizidinitiative aufgeben müssten. Dies zeigt, dass die Initiativen zwar gut gemeint, aber aufgrund von mangelnden Kenntnissen der Initianten gefährliche ungewollte Auswirkungen hätten. Zum Schutze einer naturnahen regionalen Produktion bittet der SAV die Bevölkerung deshalb, an der Volksabstimmung vom 13. Juni 2021 die Trinkwasser- und die Pestizidinitiative abzulehnen.

Gerne stehen wir Ihnen für weitere Informationen und Auskünfte zur Verfügung:

  • Erich von Siebenthal, Präsident SAV und Nationalrat, Tel: 078 856 12 40
  • Andrea Koch, Geschäftsführerin SAV, Tel: 076 216 10 10

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